Genuss kannst du lernen!

In der Hektik unseres Alltags vergessen wir oft uns ausreichend Zeit zu nehmen für die Dinge, die wir tun und erleben so immer weniger Genussmomente. Doch Genuss kann man lernen und dafür braucht es gar nicht viel!

Was bedeutet Genuss?

Genuss ist ein viel verwendeter Begriff – wir verwenden ihn in den unterschiedlichsten Situationen:

  • “Dieser Kaffee ist ein Genuss!”, 
  • “Ich genieße die Zeit mit dir!”
  • “Ich genieße diese Musik sehr!”

In allen Aussagen erhält der Begriff Genuss eine andere Bedeutung und doch haben sie alle eines gleich. Die Rede ist von dem wie etwas zu einem Genuss wird!

Genuss kann definiert werden als eine positive Sinneswahrnehmung, bei der wir Freude oder ein Wohlgefühl verspüren. Wir besitzen insgesamt fünf Sinne: Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und Hören. Je nach angesprochenem Sinn können wir Genuss ganz unterschiedlich wahrnehmen und der Genuss erhält eine individuelle Bedeutung. Der entscheidende Punkt einer genussvollen Sinneswahrnehmung ist das bewusste Wahrnehmen unserer Sinne!

Unterschied zwischen Genuss und Routine

Der Kaffee am Morgen vor der Arbeit wird oftmals schnell auf dem Weg heruntergespült. Die gemeinsame Zeit ist schnell mal hektisch oder gar langweilig oder die Musik läuft im Auto nebenher und wird kaum beachtet. Das sind in der Regel keine Situationen, in denen wir eine Aussage tätigen wie “Dieser Kaffee ist ein Genuss!”, “Ich genieße die Zeit mit dir!” oder “Ich genieße diese Musik sehr!” oder?

Vielmehr nehmen wir den Kaffee als Genuss wahr, wenn wir entspannt in einem schönen Café, vielleicht auch mit lieben Freunden, sitzen und den Kaffee ohne Zeitdruck und tausenden von Gedanken in unserem Kopf trinken. Wir genießen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen, wenn wir uns bewusst Zeit für die andere Person nehmen und uns bewusst machen, dass wir diesen gemeinsamen Moment so wahrscheinlich nie wieder erleben werden. Die Musik genießen wir besonders, wenn wir sie bewusst ausgewählt haben, uns Zeit dafür nehmen und genau hinhören – auf jeden Klang, jede Note und jede Zeile. Und was ist hier der gemeinsame Nenner aller drei Genussmomente? Genau, es ist das bewusste Wahrnehmen unserer Sinne und das “Sich-Zeit-Nehmen” dafür!

Mehr Genuss für deinen Alltag

Das bewusste Wahrnehmen und “Sich-Zeit-nehmen” sind also der Schlüssel zu mehr Genuss. Klingt doch erstmal einfach! Wären da nicht gewisse Glaubenssätze, die uns leider allzu oft einen Strich durch die Rechnung machen. 

Persönliche Glaubenssätze identifizieren

Glaubenssätze wie “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!”, “Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!” oder “Nur wenn ich etwas leiste, habe ich Liebe verdient!”. Solche inneren Überzeugungen, die uns in der Regel bereits in der Kindheit stark geprägt haben, sind wie automatische Bahnen, denen wir immer wieder folgen – völlig unbewusst versteht sich. Durch solche Glaubenssätze sind wir davon überzeugt, Genuss nicht verdient zu haben oder zumindest erst nach harter Arbeit, wenn wirklich alles erledigt ist oder nach ganz besonderen Leistungen. Einfach gesagt nehmen wir uns nicht die Zeit, um Genussmomente mit all unseren Sinnen erleben zu können, weil unsere inneren Glaubenssätze es uns nicht erlauben.

Glaubenssätze sind für jeden ganz individuell geprägt. Wichtig ist es, sich diesen Überzeugungen einmal klar zu werden. Du kannst deine Glaubenssätze identifizieren indem du z.B. deine Gedanken genau beobachtest und sie auch mal laut aussprichst oder sie notierst. Diese Selbstbeobachtung hilft dir vor allem in Situationen, in denen du gerne einer genussvollen Tätigkeit nachgehen möchtest und es nicht tust. Hinterfrage dich warum du dir jetzt keine Pause gönnst, obwohl dir danach ist oder warum du dir jetzt keine Zeit für dein Essen nimmst, um es wahrlich genießen zu können.

Glaubenssätze überschreiben

Um mehr Genussmomente im Alltag zu erleben musst du dir erlauben dir Zeit zu nehmen für dein Essen, für deinen Lieblingssong oder für einen Spaziergang in der Natur und all das was für dich zum Genuss werden kann, wenn du es mit all deinen Sinnen wahrnehmen kannst.

Wenn du deine persönlichen Glaubenssätze identifiziert hast, kannst du sie überschreiben. Anstatt dir immer wieder zu sagen “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen” kannst du dir sagen “Mit ausreichend Pausen, fällt mir meine Arbeit leichter.” oder “Wenn ich mir Zeit für mein Essen nehme, bin ich danach effizienter und fühle mich wohler.” Sich Zeit zu nehmen und mit allen Sinnen wahrzunehmen hilft dir dich zu entspannen, weniger gestresst zu sein und insbesondere für deine Ernährung, dich nach dem Essen wohler zu fühlen. Denn der Genuss von Speisen geht auch mit der Wahrnehmung deine individuellen Sättigung einher. Lässt du dir Zeit beim Essen, bist du auch schneller gesättigt und erlebst seltener ein unwohles Völlegefühl danach. Außerdem isst du automatisch weniger.

Wichtig bei dem Überschreiben deiner Glaubenssätze ist, dass du deine neuen Glaubenssätze immer und immer wieder wiederholst und dir vor Augen führst. Denn deine “alten” Glaubenssätze sind tief in dir verankert und werden ganz automatisch von deinem Unterbewusstsein abgespult. Kleine Notizen am Badezimmerspiegel oder Kühlschrank helfen dir dabei, deine neuen Glaubenssätze zu wiederholen und zu vertiefen. 

Wie sind gesunde Ernährung und Genuss vereinbar?

Ein viel verbreiteter Glaubenssatz ist auch der, dass gesunde Ernährung nicht genussvoll ist. Damit wird gesunde Ernährung zum absoluten Genusskiller und als anstrengend und wenig erstrebenswert empfunden. Das ist ein Glaubenssatz, den du unbedingt überschreiben solltest! Wie? Stöber doch einmal durch meine Rezepte auf @freygenuss und übe regelmäßig dein Genussempfinden mit gesunden Rezepten und dem Genusstraining, das du am Ende des Artikels findest.

Mit allen Sinnen essen

Besonders in unserer Ernährung hilft die bewusste Wahrnehmung unseres Essens mit allen Sinnen, das Essen viel mehr zu genießen. Dein Essen kann nämlich nicht nur mit deinem Geschmackssinn intensiv wahrgenommen werden, sondern mit all deinen Sinnen. 

Sehen

“Das Auge isst mit!” ist eine bekannte Redensart, die du sicher schon oft gehört hast und das ist aus meiner Sicht auch völlig richtig. Kennst du es, wenn du in einem Restaurant vor deinem bestellten Gericht sitzt und es so gut aussieht, dass du dieses Bild von Essen kaum “zerstören” magst? Allein dadurch genießt du dein Essen ganz automatisch mehr als ein Gericht, das dir nicht so einen angenehmen Augenschmaus beschert. Du nimmst dir mehr Zeit es zunächst zu bestaunen und es anschließend langsam zu genießen, um den schönen Anblick noch länger zu erhalten. Hier finden wir auch wieder die beiden wichtigsten Aspekte des Genussempfindens: das “Sich-Zeit-nehmen” und die intensive Sinneswahrnehmung.

Riechen

Ebenso wie ein köstlicher Anblick deines Gerichts ist auch ein verlockender Duft nicht zu verachten! Riecht dein Essen intensiv und für dich verlockend, bekommst du bereits ohne es zu sehen Lust darauf und dir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ein verlockender Geruch lässt schon einen köstlichen Geschmack des Essen erahnen und du bist voller Vorfreude auf dein Essen. Nimmst du dir Zeit den Duft des Essens wahrzunehmen, steigerst du die Vorfreude und dein Gennussempfinden.

Schmecken

Jedes Essen hat einen Geschmack, den du schmecken kannst. Das ist klar! Aber die Intensität des Geschmacks kannst du selbst beeinflussen. Auch hier gilt wieder: Lass dir Zeit und nehme den Geschmack intensiv wahr. Versuche die einzelnen Geschmackskomponenten wie süß, sauer, salzig, bitter oder umami zu schmecken. Wenn du dich voll und ganz auf deinen Geschmackssinn konzentrierst, nimmst du dir wieder ausreichend Zeit und genießt dein Essen in vollen Zügen.

Tasten

Der Tastsinn spielt eine große Rolle beim Genießen von Essen. Das klingt jetzt vielleicht erst einmal ungewöhnlich aber es stimmt aus meiner Sicht völlig. Ein gutes Gericht bedient nämlich unterschiedliche Konsistenzen wie z.B. cremig, samtig, knackig, knusprig oder kross. So wie die unterschiedlichen Geschmacksnuancen, bringen auch unterschiedliche Konsistenzen Leben in ein Gericht. Diese kannst du mit deinem Tastsinn im Mund fühlen und erleben. Konzentrierst du dich voll und ganz auf diese Konsistenzen, nimmst du dir wieder automatische mehr Zeit für dein Essen und du lernst es mehr zu genießen.

Hören

Auch intensives Hören deines Essens kann zu mehr Genuss führen. Du fragst dich wie man Essen hören soll? Das ist ganz einfach. Denn du kennst es sicher, dieses Geräusch wenn man in ein knackiges Stück Schokolade oder einen krossen Parmesan-Chip beißt. Das Geräusch, das du in diesem Moment hörst, lässt dich die Schokolade oder eben den Parmesan-Chip automatisch intensiver genießen. Denn du nimmst das Geräusch wahr und bist damit auf deinen Hörsinn konzentriert – du erlebst also wieder eine intensive Sinneswahrnehmung und damit puren Genuss.

Genusstraining

Genuss in der Ernährung kann man lernen und das ist gar nicht so schwer. Du kennst jetzt schon die wichtigsten Aspekte des Genussempfindens: Nimm dir Zeit und nimm deine Sinne wahr. Deinen Genuss beim Essen kannst du mit der folgenden Übung trainieren. Führe die Übung regelmäßig durch, um mehr Genussmomente beim Essen zu erleben!

Übung

Nimm dir für dein Essen und diese Übung mindestens 30 Minuten Zeit.

  1. Wenn dein Essen vor dir steht, betrachte es und schau dir genau an welche Lebensmittel verwendet wurden, welche Konsistenzen du erwarten darfst und lass dieses Bild einen Moment auf dich wirken.
  1. Nimm während des Betrachtens deines Gerichts bereits den Duft wahr. Versuche dir anhand des Duftes vorzustellen welche Geschmacksnuancen dich gleich beim Schmecken erwarten.
  1. Stelle dir die perfekte Gabel oder den perfekten Löffel für den ersten Bissen zusammen. Du entscheidest, ob du die einzelnen Komponenten jede für sich probierst oder eine Geschmackskombination schmecken möchtest.
  1. Schmecke deinen ersten Bissen und nimm die Konsistenzen und den Geschmack im Ganzen wahr. Bei knusprig-krossen Gerichten richte deine Aufmerksamkeit unbedingt auch auf deinen Hörsinn.
  1. Kaue gut und versuche dabei auch einzelne unterschiedliche Geschmackskomponenten wahrzunehmen. Hast du diesen Geschmack bereits durch den Duft erwartet oder schmeckst du noch weitere Geschmäcker? Welche Geschmacksnuancen nimmst du wahr?
  1. Trinke ein Schluck Wasser zwischendurch und fahre Gabel für Gabel oder Löffel für Löffel fort.

Bleibe die gesamte Zeit über voll und ganz in deiner Aufmerksamkeit und nimm dein Essen mit allen 5 Sinnen wahr. Sorge dafür, dass du keine äußeren Ablenkungen erfährst und du dir ausreichend Zeit für dein Essen nimmst.